Software Quality Days 2020

Thomas Hiebl
Mittwoch, 05. Februar 2020

Die Software Quality Days 2020 fanden heuer zum bereits elften Mal in Wien statt. Der Leitsatz des heurigen Events lautete „Software Quality in the absence of well defined Requirements“.

Michael Mah zeigt in seiner Keynote am ersten Konferenztag wieder mal die Wichtigkeit von effizienter Kommunikation in Entwicklungsteams auf, deren Komplexität maßgeblich von der Teamgröße beeinflusst wird. Ein wichtiger Baustein dabei ist nach wie vor ein Single Point of Truth, zum Beispiel in Form eines zentralen Backlogs.

In einem Vortrag zum Thema „Schnelllebige mobile Qualitätssicherung“ wurde die eher nicht so bekannte Test-Methode der „Testmobs“ vorgestellt, die auf dem Prinzip von Mob Programming basiert und vereinfacht als Team-Testing beschrieben werden kann. Das ganze, möglichst divers strukturierte Team testet zur gleichen Zeit gemeinsamen auf einem Rechner – quasi eine Erweiterung von Pair-Programming. Unter Einhaltung gewisser Rahmenbedingungen (Timeboxed, Software wurde bereits vorab in Grundzügen getestet) können so Denkanstöße zu völlig neuen Testszenarien gesammelt werden, nebenbei soll das Ganze auch noch motivierend auf das Team wirken.

Im Scientific Track wurden Talks zu wissenschaftlichen Studien/Themen gehalten. Hier wurden unter anderem Untersuchungsergebnisse zu Challenges beim Testen von Big Data Lösungen präsentiert, die sich im Überblick auf (mangelnde) Ressourcen, Verifikation der Testergebnisse, Ermittlung der optimalen Testabdeckung sowie die Verfügbarkeit von Testdaten zusammenfassen lassen.

In einem weiteren Talk dieses Tracks wurde auf softcompetencies and satisfaction levels of developers eingegangen. Hier wurden soziale Fähigkeiten wie Kommunikation (nach innen und außen), die Fähigkeiten Wissen zu Vermitteln und Erfassen der größeren Zusammenhänge genauso herausgestrichen wie die persönlichen Skills wie zum Beispiels das Verständnis für Kunden, Kreativität und der Blick über den Tellerrand.

Die Keynote des zweiten Konferenztages bildete der Vortrag von Chris Rupp zum Einsatz von Videos als Tool im Requirements Engineering. Neben den grundsätzlichen Möglichkeiten dieses Mediums im Einsatzgebiet – ermitteln, vermitteln, konservieren – wurde der zentrale Vorteil aufgezeigt, dass bei einer Videoaufzeichnung der Informationsfilter Requirements Engineer/Product Owner/Analyst wegfällt, was nicht von der Hand zu weisen ist. Weiters wurde auf das Konzept des „Apprenticing“ („in die Lehre gehen“) eingegangen, bei dem Master und Apprentice die Rollen tauschen sodass der „Meister“ seinen „Lehrling“ anleiten muss, wodurch viel explizites Wissen ans Tageslicht gelangt. Auch zur Dokumentation der Einsatzumgebung – also der Umgebung, in der eine Lösung in der Praxis eingesetzt werden wird - ist das Medium Video sehr gut geeignet, da es auch komplexe Zusammenhänge einfach dokumentieren und wiedergeben kann und daher zu Aha-Erlebnissen führen kann, die sich ansonsten erst sehr spät gezeigt hätten.

In einem weiteren Vortrag wurde auf die Problemstellung eingegangen, die speziell im Individualsoftware-Bereich an der Tagesordnung steht: man ist mit einem neuen Kunden in einer völlig neuen Domäne konfrontiert und muss zunächst einmal Wissen aufbauen und die Domänen-spezifische Sprache erlernen. Im Talk wurde verschiedene Strategien vorgestellt, die – mit unterschiedlichem Aufwand (von einfach wie „Go & See“ bis komplex wie „Gründen Sie ein Subunternehmen in dieser Branche“) – ermöglichen, die Domäne zu verstehen und so zu besseren Requirements zu gelangen. Angesichts der Aussage, dass 60% aller Defects durch schlechte Anforderungen verursacht werden, eine nicht zu unterschätzende Grundvoraussetzung für erfolgreiche Projekte.

Alles in allem lieferte die Konferenz einige sehr interessante Denkanstöße, die wir gerne in unseren Werkzeugkasten für zukünftige Projekte mit aufnehmen möchten.

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