AI

Wie kreativ ist AI?

3 Min. Lesezeit
Mittwoch, 18. Dezember 2019

Ja, wie kreativ ist Artificial Intelligence (AI) bzw. Künstliche "Intelligenz" eigentlich? Schwer zu sagen, denn das führt mich vorher zu den Fragen, was ist Kreativität und wie kann man sie messen? Was ist Intelligenz? Und hängen Intelligenz und KI überhaupt zusammen?

Leider gibt es zu Intelligenz keine zufriedenstellende Beschreibung. Bislang kann man am ehesten sagen: all das, was "wir Menschen" sehr leicht kognitiv erledigen können, womit sich der klassische Rechner (die Programme) aber schwertun, ist zumindest ein möglicher „Kandidat" für künstliche Intelligenz. Es gibt dabei einfache Beispiele, die sogenannten "schwachen, künstlichen Intelligenzen":

  • Bilderkennung (also Katze oder nicht, Fehler, Kratzer, …)
  • Geräuscherkennung oder noch komplizierter: Spracherkennung
  • Wahrnehmung von Emotion in Text oder Bild
  • Texterkennung
  • Selbstfahrende Autos (Kombination von mehreren Aufgaben in dieser Kategorie)

Und dann, schon etwas herausfordernder, die Künstlichen Intelligenzen, die etwas erschaffen, also "kreieren" als mögliche Kandidaten für Kreativität (auch noch schwach):

  • Erzeugung von Text (Beispiele mit Shakespeare: Text oder Goethe, gibt es schon)
  • Erzeugung von Bildern (Beispiele mit Kunstwerken von Leonardo Da Vinci oder den Bruegel gibt es schon)
  • Erzeugung von Musik (ich hatte bereits das zweifelhafte Vergnügen, einem Heavy Metal Song einer KI zu lauschen …)

Die nächste Stufe ist künstliche Intelligenz als großer Feind in diversen Utopien: Die starke KI - im Film "Her" durch die charmante "Samantha" dargestellt, die sich alsbald mit den "normalen" Menschen langweilt und deshalb versucht, über sie hinauszuwachsen. Davon sind wir derzeit jedoch noch Lichtjahre, wenn nicht sogar noch weiter entfernt. Einfach gesagt, ist diese Intelligenz:

  1. sich selbst bewusst (extrem schwierig, dafür gibt es auch keine Beispiele)
  2. emotional (wie definiert man denn das?)
  3. ein echt selbstlernendes System (nicht "nur" verbessernd)
  4. und neben vielem mehr, kreativ.

Aus meiner Sicht ist es schwierig, überhaupt über solche KI’s nachzudenken. Es gibt bereits Beispiele für die Nutzung von Neuronennetzen von Tieren (einfache Würmer) in Robotern (in Lego’s Mindstorm programmiert). Wir sind aber noch weit davon entfernt, Intelligenz tatsächlich nachzubilden. Diese wären zumindest von sich aus kreativ, denn sie kreieren als selbst bewusstes Wesen. Doch, wie gesagt, alles nur reine Theorie einstweilen.

Eine kreative, starke KI ist also noch nicht in Sicht. Wie sieht es aber mit den oben genannten schwachen KI’s in Punkto Kreativität aus? Ja, da gibt es bereits einen Kandidaten! Es ist ein Algorithmus, der Texte, Bilder und Musik erzeugen kann und nennt sich GAN: Generative Adversarial Networks. Diese bestehen im Wesentlichen aus zwei konkurrierenden Neuronalen Netzen: Einem Generator und einem Diskriminator. Der Generator generiert Beispieldaten (also bspw. Bilder oder Musik) und der Diskriminator muss erkennen, was generiert und was echt ist. Dadurch bildet sich ein Wettbewerb und der Generator wird immer besser im Generieren der Daten.

Ian Goodfellow gilt als treibende Kraft bei der Weiterentwicklung von neuronalen Netzen im Allgemeinen, Deep Learning im Speziellen und GAN im ganz konkreten Fall bei der Erzeugung (creation = kreativ?) von neuen Inhalten. Er hat gemeinsam mit seinen Wissenschaftskollegen diese GANs (weiter-)entwickelt und dabei große Erfolge gefeiert.

Und wie sieht das jetzt wirklich aus?

Das "Metropolitan Museum of Arts" hat zusammen mit Microsoft diese Technologie (GAN) auf ganz anschauliche Weise umgesetzt und allen Menschen zur Verfügung gestellt. Sie wollen damit gleich mehrere Probleme lösen:

  1. Erfassung (bildlich) aller Exponate
  2. Zugänglich machen aller Bilder für "alle Menschen" (Open Access Program)
  3. Generieren von "neuer Kunst"

Auf https://gen.studio kann man sich ein Bild davon machen, wie das Ergebnis eines solchen Prozesses aussieht.

Es werden fünf bereits bestehende Exponate zufällig gewählt und aus diesen fünf Exponaten wird ein noch nicht existentes, künstliches Exponat erzeugt.

Dieses Bild stammt aus einem GAN. Das Bild ist rein fiktiv und es gibt kein echtes Ausstellungsstück dazu, ABER - und hier kommt noch ein zusätzliches neuronales Netz hinzu - man kann nun die Bibliothek der erfassten Exponate nach ähnlichen Exponaten, also die dem künstlichen Bild ähneln, durchsuchen und findet diese auch!

Viel Spaß beim Ausprobieren!